Reisebericht über die Überführung von Travemünde nach Palma de Mallorca 1991

Nach tagelangem Basteln, Einkaufen usw. ist es am Freitag den 2.August soweit. Die Abschiedsfeier soll stattfinden. Mit Stephan kämpfe ich mich aus Hamburg kommend durch den Verkehr. Unser erster Blick auf das Schiff, als wir gegen halb fünf ankommen  zeigt uns, dass Heinz und Brigitte schon mit Gästen im Cockpit feiern.

Mit vereinten Kräften wird das Auto ausgeladen und dann legt HIC ab zum tanken. Die Yachten Kompassrose, Jonas und Gabinchen halten solange die Stellung. Nachdem HIC mit vollen Tanks wieder auf seinen Liegeplatz zurück ist, trifft auch Herrmann mit S.Y. Dixie ein und weitere Gäste, die das gesamte Schiff besetzen. Wein und Bier fließen, währen dessen noch schnell die Wassertanks gefüllt werden. Zwischendurch verschwinden dann die Crewmitglieder abwechselnd um an der Würstchenbude um sich zu stärken.

*Ein Gruppenfoto, bei dem sich alle Gäste auf dem Achterschiff versammeln, bringt HIC etwas aus dem Trimm oder sind das die Weinflaschen in der Eignerkammer?

Ein verstopftes Bordklo bring noch etwas Abwechslung, bevor um 22 Uhr 25 das Deckslicht angeht und der Motor anspringt. Gäste von Bord, HIC will auslaufen, das Fernweh zerrt an seinen Festmachern. Die Gäste machen sich es mit Getränken versorgt, auf der Brücke gemütlich, während HIC sich langsam aus der Box bewegt.

Da gehen mit einem Mal, von Giovannis Dingi, die ersten grünen Leuchtkugeln hoch. Das Abschiedsfeuerwerk beginnt und unter großem "Hallo" richtet HIC seine Nase nach einer Ehrenrunde, nach See. Am Ruder ein Skipper mit gemischten Gefühlen, denn HIC wird hier sobald nicht wieder auftauchen, vor seinem Bug liegen neue Küsten und Abenteuer. So versinken die Lichter und Erinnerungen von Travemünde achteraus und unter Motor geht es nach Pelzerhaken. Kurz vor Mitternacht fällt hier der Anker und die Crew geht müde zur Koje.

03.08.91
Das Wetter ist diesig, der Wind westlich, also wird erst einmal gefrühstückt. Nach dem Anker auf dann bei einer Meile Sicht entlang der Küste nach Norden. Bei Dahmeshöved muss dann tatsächlich eine Reffleine eingeschoren werden, um weiterhin optimal zu segeln. Es ist immerhin selten genug, dass HIC auch das Groß gesetzt hat.

Außer Wind von vorn, und ungemütliches Wetter, bietet auch der Fehmarnsund nichts.
Erst vor der Küste „Kaliforniens" wird das Segeln angenehm und Essen kündigt sich an.
Um 21:30 machen wir im total überfüllten Hafen von Holtenau fest und gehen früh zur Koje.

04.08.91
Irgendwie ist sieben Uhr morgens an Bord meine Aufwachzeit, so auch heute. Ich setze Kaffee auf, was Heinz aus der Koje holt. Er will Brötchen holen und entschwindet an Land. Ich beobachte währenddessen das Treiben im Hafen. Da bemerke ich, dass die alte Schleuse offensichtlich für die Sportboote noch in Betrieb ist und einige Yachten ablegen. Da wir es eilig haben nach Brunsbüttel zu kommen, um dort in dem immer überfüllten Yachthafen einen Platz zu bekommen, an dem der HIC 4 Tage liegen kann, werde ich unruhig. Es kann uns mehr als eine Stunde kosten, bis wieder geschleust wird. Da endlich taucht Heinz ohne Brötchen, aber von dem WC-Besuch erleichtert, auf. Als er über das Nachbarschiff, einem etwas mitgenommenen Kat geht, kommen mir Bedenken, ob das Deck ihn auch trägt, denn es biegt sich beängstigend. Da Heinz noch nicht gefrühstückt hat, kann es nur an dem schwachen Deck liegen. Daraufhin macht lieber der leichtere Stephan die Vorleine los und wir legen ab.

Das Schleusen geht ohne Probleme und während des Frühstücks genießen wir die Kanallandschaft. Es ist recht kalt und bedeckt, eigentlich ein Wetter wie ich es bei Frühjahrs oder Herbst-Überführungen her kenne.

Nach dem Frühstück werden noch neue Kojensegel angebracht und noch einige andere kleine Arbeiten erledigt.

Unterbrochen wird die eintönige Kanalfahrt durch ein lustiges Foto. Brigitte will ein Foto mit Heinz supermoderner Schnickschnack Kamera machen und drückt siegessicher auf den Auslöser. Dann große erstaunte Augen—, die Kamera summt und brummt und hört überhaupt nicht mehr auf, bis alle Bilder verschossen und der Film zurückgespult ist. Nachdem sich unsere Lachmuskeln beruhigt haben und wir Nudeln mit Tomatensoße in uns hineingestopft haben, wird auch das Wetter besser. Mit fast 8 Knoten holen wir die bereits früher losgefahrenen Yachten ein. Nach nur 7 Stunden erreichen wir den noch leeren Yachthafen von Brunsbüttel und machen nach einigem Verhandeln mit der Hafenmeisterin neben einem Amerikaner an der Mooringtonne fest.

Schnell sind dann die Sachen in Heinz Auto verstaut, das Brigitte am Freitag mit unserem Freund Reinhard hierher gebracht hatte. Kaum sitzen wir alle im Auto, beginnt eine typische Loriot Szene.

Er: Hast du meine Brieftasche eingepackt?
Sie "Ist das meine oder deine?"
Er: „Hast du sie nun eingepackt oder nicht?"
Sie: „Ich weiß nicht, du mußt auch mal selbst auf deine Sachen achten. Brauchst du sie denn überhaupt diese Woche?"
Er: „Vielleicht nicht, aber sie könnte gestohlen werden."
Einwand der Crew aus der hinteren Reihe während das Auto bereits auf der Autofähre steht: Man könnte doch ev. erst einmal nachsehen ob die Brieftasche denn nun im Auto oder an Bord ist.
Heinz legt den Rückwärtsgang ein und fährt rückwärts von der Fähre und zurück zur Schleuse. Dort stürzt er mit dem Schiffsschlüssel in der Hand zum Schiff, Brigitte geht grummelnd an den Kofferraum....

"Halt Stopp" hier ist die Brieftasche ruft sie. Heinz wendet sich kopfschüttelnd um und kommt zurück.

Nun geht es endlich nach Haus.

Donnerstag 08.08.91:
Der Wetterbericht redet von Nordwind und die Wetterkarten, die ich seit Tagen aufnehme, sehen auch gut aus. So wird das Auslaufen von Freitag Mittag um eine Tide vorverlegt auf Donnerstag um Mitternacht. Erstaunlich was im letzten Moment noch alles an Bord muss.

Mit Scheels Freunden und Henry und Agneta trinken wir noch im Cockpit Kaffe und mitgebrachten Kuchen, dann wird Wasser aufgetankt und der verbrauchte Treibstoff von der nächsten Tankstelle geholt. Dann ist nach dem Abendbrot für jeden noch Zeit, seine Sachen zu stauen.

 

Freitag:
Um Mitternacht werden dann die Leinen los geworfen und wir legen ab. In der Alten-Schleuse werden wir allein geschleust. Dann geht es auf den dunklen Elbstrom. Der Nordwind ist natürlich schon westlicher geworden und auffrischen tut er auch. So gibt es nur einen Anlieger nach Cuxhaven, dann bläst uns ein sehr frischer Wind von der Nordsee entgegen. Wie hätte es auch anders sein können. Dazu schiebt sich die Tide gegen die See was zu einer ungemütlichen See führt. HIC`s Vorschiff geht auf Tauchstation. Tonnenweise kommt Wasser über die Back, wenn HIC seine Nase in die viel zu kurzen Seen steckt. Lange hält das Vorluk das nicht aus und lässt Wasser zu den Kojen darunter durch. Mit Kunststoff Folien wird versucht, die Wassermassen abzulenken, doch ein Teil geht ins Kojenzeug zur Begeisterung der Crew. Dazu kommen die extremen Bewegungen, die Brigitte für kurze Zeit zur Schwerelosigkeit in Ihrer Koje verhelfen. Den Flug beherrscht sie schon perfekt, nur die Landung nicht.

Wenn wir aus der Elbmündung wollen müssen wir hier durch. Als der Morgen graut, ist Elbe 1 erreicht und die Segel werden gesetzt. In einer wilden See versuchen wir uns aus der Elbmündung mit zunächst kleinen Schlägen herauszukreuzen. Bei einer Wende versucht die Genua, Brigitte zu lynchen. Mit einem "Kill-Wurf", wird die Schot in einer Schleife, blitzschnell um ihren Hals gelegt, obwohl sie fast unter der Sprayhood sitzt, und gezogen. Nur mit Mühe kann sich Brigitte der würgenden Leine entziehen. Zum Glück bleibt nur ein roter Hals und ein Schreck.

Samstag: 10.08.91
Dem Koch ist es zu schief und so greift der Kapitän ein und produziert „Ham und Eggs". Unter Brigittes Hilfe wird dann noch mit dem Filterkaffee jongliert. Wind und See gestalten das Segeln höchst unkomfortabel. Irgendwann stellt Heinz fest, dass die Seewasserdruckanlage nicht richtig arbeitet. Die WC-Spülung ist schwach und das ist nach dem Bohneneintopf nicht gut. Wir prüfen dies und das, können aber keinen Fehler finden. Die Lage wird ernst, als ich spät am Abend den Motor zu Laden starte und einer Eingebung folgend, feststelle, das die Motorkühlung nicht arbeitet. Mit System wird vom Seeventil ausgehend die Leitung abgesucht. Der Wasserfilter wird zerlegt und gereinigt aber es ist nichts zu finden. Schließlich werden im Ansaugschlauch der Seewasserdruckpumpe kleine schwarze Brocken gefunden. Nachdem diese entfernt sind, läuft alles bis auf die Motorkühlung. Nach kurzem Suchen entdecke ich, dass der Impeller der Seewasserpumpe der Maschine sich aufgelöst hat. Es wird der Ersatzpropeller eingebaut. Der Ausfall der Pumpe muss aber schon früher passiert sein, wodurch der Auspuff schlauch in Mitleidenschaft gezogen wurde. In mühsamer Arbeit würgen Heinz und ich den Schlauch wieder auf den Wassersammler. Keine einfache Aktion bei dem wild in der See tanzenden Schiff.

 

Sonntag:
Es bleibt grau in grau und der Wind natürlich von vorn. Im Rhythmus der Tide wird die See mal rauer und mal ruhiger und wir kommen mal gut und mal schlecht voran.
Nachts kommt uns ein eigenartiges Fahrzeug entgegen mit einem Blinklicht. Zuerst hatten Stephan und ich an eine neue Tonne geglaubt bis die Navigationslichter auftauchten. Dann ändern wir den Kurs so, dass wir gut am Heck klarkommen. Kurze Zeit später wird auf dem Fahrzeug eine grüne Leuchtkugel abgeschossen und mit dem Scheinwerfer in unsere Richtung geleuchtet. Da ich nun nicht weiß, was er eigentlich will, rufe ich ihn auf UKW an. Es stellt sich heraus, dass es ein Schlepper ist, der 2 sm hinter sich eine Bohrinsel herzieht. Wir hatten zwar die Lichter der Bohrinsel gesehen, sie aber für ein noch entferntes Fahrzeug gehalten, zumal der Schlepper kein Schleppersignal, sondern nur ein Funkelfeuer zeigte. Wir wenden und der Spuk verschwindet achteraus. Im UKW hören wir, das auch andere Schiffe drohen in die Schlepptrosse zu kommen, mangels eindeutiger Signalführung.

Montag:
Das Wetter ist mal ruhiger und wir liegen zur Abwechslung auf Kurs. Gelegenheit endlich einmal die nassen Betten zu lüften, die durch die Leckage des Vorluks, in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Zum Mittag Frischfleisch-Steaks! Brigitte versucht ihr erstes Brot an Bord.

Dienstag 13.08.91:
Wir stehen im Kanal und die kurze überkommende See dringt wieder ins Vorschiff. Wir lassen uns treiben und versuchen durch verschiedene Abdichtungsmethoden die Sache in den Griff zu bekommen, können aber nur die Menge reduzieren. Nachmittags werden wir von einem Patrolien Boot der Briten aus der Nähe eines an der Küste stehenden Kernkraftwerks sehr höflich vertrieben.

Mittwoch:
Bei Sonnenaufgang stehen wir vor den Kreidefelsen der Südküste Englands, etwas westlich des Badeortes Brighton. In kleinen Schlägen segeln wir entlang der in der Sonne liegenden Küste. Dabei werden alle Luken aufgerissen und alles was feucht ist, an Deck zum Trocknen ausgebreitet. Jeder bastelt irgendwo rum. Der Skipper testet den neuen Schleppgenerator mit geringem Erfolg. Während wir beim Mittagstisch sitzen und unseren Salat essen, läuft eine deutsche Yacht aus dem Hafen von Brighton und kreuzt unseren Kurs dicht vor unserem Bug. Es ist die Störtebeker vom Hamburgischen. Verein Seefahrt mit der wir schon seit Tagen versuchen Kontakt zu bekommen.

Donnerstag 15.08.91
Nachdem wir die Wachen auf 3 Stunden verlängert haben, konnte ich letzte Nacht herrlich schlafen. Allerdings ist der Blick auf die Karte ernüchternd. Unsere Position liegt dicht bei der 22 Uhr Position des Vortages und der Skipper knurrt. Stephan meinte er hätte alles versucht mich zu wecken, doch vergebens. Doch nun geht es wieder etwas vorwärts.

Freitag 16.08.91
7..Tag der Reise, Kulturbeutel löst sich auf, sagt Heinz und wirft die Reste des Reißverschlusses über Bord.

Nachdem während des Frühstücks die Stimmung wegen des auf NW gedrehten Windes gut ist, so sackt sie schon gegen 10 Uhr unter den Nullpunkt da der Wind einschläft. Über Funk erfahren wir, dass die Störtebeker bei gutem NW-Wind 7-8 Kn mit einem Schrick in der Schot läuft. Die Situation ist nur dadurch zu retten, dass der Smutje die Order erhält, 10 Portionen Mousse ou Chokolate zu machen. Doch es ist nicht der Tag unseres Smutje nachdem beim öffnen der Kaffeedose ihr der Kaffee ins Gesicht flog und dann der Kaffeefilter "Über Stag" ging.

Brigitte behauptet sowieso unter völlig falschen Voraussetzungen shangheit worden zu sein. Es sei behauptet worden, das Schiff läge immer gerade und überhaupt... Ansonsten ist es ein traumhafter Segeltag. Bei Tagesanbruch hat der Wind etwas nach NW gedreht, so dass wir anliegen können. Dazu frischt der Wind etwas auf und wir laufen mit 6 Kn aufs Ziel! Ein Grund für ein opulentes Mahl mit Kassler Sauerkraut und Kartoffeln. Am Wein musste natürlich gemäkelt werden, er sei zu kalt. Beim Nachtisch an Deck war dann die Welt wieder in Ordnung und die älteren Herren zogen sich unauffällig zum Mittagsschlaf zurück.

Samstag 17.08.91
8.Tag der Reise, Rasiermesser beginnen zu rosten. In der Nacht passieren wir den äußeren Teil des Verkehrstrennungsgebietes von Ushant.
Ein entgegenkommender Frachter testet unsere Nerven als er, direkt von vorn auf uns zulaufend, erst spät ausweicht. Aber der Wind ist gut und wir können unseren Kurs anliegen.
Zu unserem Erstaunen hören wir von der Störtebeker, dass sie die Nacht unter Spinnaker gesegelt ist und nun fast 100 sm vor uns liegt in der Flaute.
Ein Funkkontakt nach Travemünde zu unserem Freund Reinhard an Bord seiner "Compassrose", klappt gut. Wir hören, dass es dort regnet und können ihm Grüße für Stephans Eltern geben, die er gleich über UKW weitergibt.

Nach Spagetti mit roter Sauce gebe ich mich dem Mittagsschlaf hin und werde erst durch den Ruf "Kaffee und Kuchen" wieder wach. Dazu ein laufendes Schiff auf Kurs, so lässt sich die Biskaya aushalten.

Sonntag:
Der Wind dreht weiter nördlich und die Sonne an Stb. lässt uns hoffen, das es doch noch einmal Sommer gibt.

Wir setzen Passatsegel und laufen rollend nach Süden. Ein herrlicher Segeltag, den alle genießen.

Nach Rouladen, Rosenkohl und Nudeln und einem kleinen Vanille Pudding unternimmt Heinz einen heroischen Selbstversuch und duscht mit Seewasser. Die restliche Crew muss auf das Bad am Wochenende verzichten, weil Stephan vergessen hat den Tankstutzen für den Waschwassertank einzukleben.

Montag 19.08.91:
Es hat so aufgefrischt, dass wir nur unter gereffter Genua 8 Kn laufen und dabei extrem rollen. Alles fliegt mit großem Getöse in den Schränken hin und her. Einmal holen wir so über, dass die Leescheiben eintauchen.

Alle genießen das tiefe Blau des Oceanwassers mit den Schaumkronen der heranrauschenden Brecher unter strahlend blauem Himmel. HIC simuliert Achterbahn fahren und der Kapitän überlegt dafür Billets zu verkaufen.

Nach einem Mittagsschläfchen und Kaffee und Kuchen erlebt die Crew an Oberdeck die Notlandung einer Taube an Bord. Sie reist einige Stunden mit uns bis sie einen neuen Start versucht und nicht mehr wieder kommt.

Dienstag 20.08.91
Der Tag beginnt mit.. einer Dusche, nicht etwa weil es dringend nötig wäre, nein weil heute Bergfest ist, das heißt, die halbe Strecke liegt hinter uns.

Rasmus meint es gut mit uns und beschert uns zur Abwechslung einen ruhigen schönen Segeltag. Wir nutzen die Chance, bauen das Vorluk aus und dichten es ab.

 

Stephan kämpft mit Computer und Drucker um das Programm des Tages auszudrucken. Der Kapitän sortiert im Achterschiff alte Unterlagen. Brigitte wirbelt in der Pantry und so vergeht der Tag im Flug.

Das Programm des Bergfestes sieht wie folgt aus:

 

Tagesprogramm für das Bergfest am 20.08.91 an Bord von  HIC

1600 Kaffee und Kuchen im Open-Deck-Salon auf dem B-Deck(1)

1730 Sektempfang auf der achteren Galerie des C-Decks mit Champagner und
Lachsröllchen(2)

(Nur für besondere Gäste mit schriftlicher Einladung) 2000 Dinner im Speisesaal auf dem A-Deck(3)

Apperetif:

Campari—Orange on the Rocks

Vorspeise:

gekochter Schinken mit Spargel

Hauptgericht:

Rumpsteaks mit Sauce Bernaise, Keniabohnen und Annakartoffeln

Dessert:

Mousse au Chocolat

Espresso

Wine Card:

Chardonnay 1990

Thüngersheimer Ravensburg 1989

Beaujolais Villages 1989

 

(1) leger

(2) formal

(3) evening-Dress

 

Hinweis: Es ist unbedingt darauf zu achten, dass das wachhabende Personal vom Alkoholgenuss abzuhalten ist!

 

Diesen Angaben ist nichts mehr hinzuzufügen, außer, es ist keinerlei Essen in die Crew mehr hineinzubekommen, auch mit Gewalt nicht.

Ein lauer traumhafter Abend lässt uns auf weiterhin guten Wind und schönes Wetter hoffen, doch weit gefehlt. Es fängt mächtig an zu blasen—aus Süd. Wenige Minuten später sind wir von nasskaltem Nebel eingehüllt und ziehen alle Register des Reffens.

 

Mittwoch 21.08.91
HIC stampft mal wieder gegen den Wind an und der Frust ist der Crew auf die Nase geschrieben. Nur der Appetit, oh Wunder, hat nicht gelitten. Die Sicht ist schlecht und wir sind über das Radar sehr froh bei dem vielen Schiffsverkehr.

Gegen Abend dreht der Wind soweit, das wir Süd wieder anliegen können. Gleichzeitig nimmt der Wind ab und wird handiger. Stephan und Heinz fühlen sich nicht wohl und so übernehme ich die erste Wache bis 01:00 Uhr.

Donnerstag 22.08.91
Die Nacht beglückt uns mit reichlich SW 6 und bei Tagesanbruch ist alles grau in grau. Kaum zu glauben, das wir im Sommer an der portugiesischen Küste sind, wir haben eher das Gefühl, Neufundland sei in der Nähe. Während des Frühstücks, als ich an Deck sehe, merke ich, das der Wind gedreht hat und kann mit einem Mal den Kurs anliegen. Mit dem Satz, alle Instrumente und der Kompass spinnen, reiße ich die Crew aus ihrer Frühstückslethargie.

Es gibt zwar Schauer aber der Wind hält bei schlechter Sicht durch.

Am späten Nachmittag bricht dann sogar noch die Sonne durch und bei einem schönen Sonnenuntergang passieren wir zwei kleine Inseln.

Wegen der knappen Zeit und dem Treibstoffmangel, beschließe ich nach Lissabon zum Bunkern einzulaufen.

Freitag 23.08.91
Mit meiner Wache im Morgengrauen erreiche ich die Einfahrt von Lissabon. Völlig ahnungslos suchen wir nach einer Tankstelle. In einer sehr kleinen Marina sehen wir dann durch die Einfahrt einen Ponton dicht unterhalb einer Tankstelle. Doch ob wir mit unserem Tiefgang da hineinkommen? Ich versuche es, denn das Wetter ist ruhig. Und zu unserer Überraschung laufen wir problemlos in den kleinen Hafen unterhalb des Denkmals von Vasco da Gama. Mit dem Tankwart sind wir uns schnell einig, er akzeptiert Euro— Schecks aber für Wasser müsste ich zum Hafenkapitän. Heinz beginnt mit dem Tanken und ich ziehe los.

Die zwei Herrn im Hafenbüro sind sehr nett und teilen mir mit, dass die Mindestmenge Wasser 10 Tonnen beträgt. Nach einigem Hin und Her habe ich sie überzeugt, dass ich nur 100 1 benötige. Daraufhin sagt man mir wo ich Wasser finde und das sie nichts sehen würden.. Ich bedanke mich und gehe wieder an Bord. Heinz ist noch beim Einfüllen und es riecht stark nach Diesel. Vorsichtig erkundige ich mich bei dem etwas genervt aussehendem Heinz, was geschehen sei. Der Vulkan hätte gespieen und ihn mit Diesel geduscht Zum Wasserübernehmen müssen wir verholen und machen neben einer anderen Yacht fest. Der Bootsmann dort ist total verwirrt und leistet keinen Widerstand als wir über sein Deck steigen. Schnell sind die Wasseranschlüsse hergestellt und die Tanks füllen sich. Bevor der Schlauch wieder aufgerollt wird nimmt Heinz noch eine Schnelldusche an Deck.

Nach 1 1/2 Stunden Lissabon laufen wir wieder aus und segeln bei herrlichem NW nach Süden. Segeln wie der kleine Moritz sich das so

vorstellt, bis der Wind auf Nachtwache mal wieder einschläft.

Samstag
Der Motor muss den Wind ersetzen, als wir Cabo Vicente ansteuern. Von dort geht es dann bei Traumwetter unter Spinnaker auf Gibraltar los. Sollte Segeln doch schön sein?

Wir haben Zeit mit den Sextanten zu spielen, zu funken, zu sticken und zu lesen.

Es läuft so schön, dass wir beschließen, den Spi auch in der Nacht stehen zu lassen. Eine fast Vollmondnacht entschädigt uns für viele gekreuzte Seemeilen.

Sonntag:
Gegen Morgen nimmt der Wind wieder ab und der Spinnaker wird gegen den Motor eingetauscht. Während der Frühwache, die Stephan hat, steckt HIC mit einem Mal die Nase in eine See und nimmt Wasser über, welches mit Leichtigkeit in die vorderen Kojen läuft, da das Vorluk offen steht...

Das Wetter ist recht diesig und von der berühmten Küste mit dem Cap Trafalgar ist so gut wie nichts zu sehen. Als wir uns Tarif a, dem südlichsten Punkt Europas nähern, geraten wir in große Stromwirbel mit kurzen, kleinen steilen Seen, die auch an Deck kommen.

Eine Seemeile von Tarifa höre ich am veränderten Auspuffgeräusch, dass an der Auspuffanlage etwas nicht in Ordnung ist. Wir stoppen und Stephan verschwindet in der Achterpiek um den Schaden zu beheben. Auch ohne Maschine treiben wir mit mehr wie drei Knoten nach Osten. Nach 5 Minuten sind wir wieder in Fahrt. Leider lässt sich die afrikanische Küste nur schwach ausmachen, aber die hohen umliegenden Berge sind schon beeindruckend. Ebenfalls mal wieder beeindruckend ist der Rinderbraten mit Sauce, Kartoffeln und Mischgemüse. Später zum Kaffee folgen noch kleine Cremeschnitten. Es geht doch nichts über diese karge Seemannskost...

Ein erneutes verändertes Geräusch des Auspuffs lässt mich hochschrecken, diesmal ist der Schlauch vom Auspufftopf gerutscht und es dampft nun mächtig aus der Maschine. (Alles Folgeschäden von unserem defekten Impeller.) Nach einigem Überlegen, wobei auch schon Konservendosen als Hilfsmittel in Betracht gezogen wurden, habe ich die Idee für die Reparatur. Schnell sind die Teile herausgesucht und montiert— und es funktioniert. Wir setzen die Fahrt weiter durch Stromschnellen nach Gibraltar fort, welches wir kurz vor Sonnenuntergang erreichen.

Eine kleine Sektzeremonie versteht sich von selbst an diesem Ort. Ein wenig weiter überfahren wir ein großes Treibnetz. HIC kommt heil über das Netz, aber unser Schleppropeller verfängt sich. Trotz größter Anstrengung von Stephan entscheiden wir uns zum Griff nach dem Messer und kappen die Leine.

Montag:
Es wird langsam wärmer und die Winde flauer und unbeständiger. Ich nutze die Frühwache und ziehe mit der Navischublade an Deck und räume auf, kennzeichne Schlüssel usw.

Ein Zwiebelkuchen schließt den wenig ereignisreichen Tag ab.

Dienstag:
Nachts waren Schauer und Heinz und Stephan haben zusammen die halbe Nacht an den Schoten gezupft, um ein wenig vorwärts zu kommen. Doch das Logbuch zeigt, die meisten Meilen wurden unter Motor gemacht. Motor an, eine halbe Stunde später Motor aus, eine Stunde später wieder an und so weiter. Dabei klettern die Temperaturen von 25 Grad Luft und Wasser um 0400 Uhr morgens, auf 30 Grad Luft und 27 Grad Wasser abends um 2200 Uhr. Die Luftfeuchtigkeit liegt dabei um 80 %‚ die Sicht ist deshalb meist auf 2 sm begrenzt. Heinz beginnt arg unter der Hitze zu leiden. Er ist froh, dass unser Sonnensegel auch während des Segelns steht und er mit dem Seewasserdrucksystem an Deck häufiger mal eine Dusche nehmen kann. (Bei Motoren wird dies als Seewasserkühlung bezeichnet)

Stephan und ich basteln ein wenig. Die l2Volt-Steckdose in der Messe ist verrottet und muss getauscht werden, eine Arbeit die den Skipper bei der Wärme begeistert, da die Arbeit im Schrank stattfindet und sich alles gegen ihn verschwört. Erst ein "Anti-Frust-Drink" klärt die Situation. Dann ist die neue Steckdose, die gerade an Bord gekommen ist nicht zu finden,— wer sucht denn auch dort wo sie hingehört?

Stephan setzt die Decke im Vorschiff wieder ein und repariert den Auspuffschlauch in der Achterpiek. Es gibt auf einem Schiff ja auch immer genug zu tun.

Vor dem Schlafengehen um 01:30 dann noch eine Regenbö von achtern und ich rausche eine Stunde unter Schmetterling mit 7-8 Kn geigend dahin. Wieder eine Stunde Segeln, die für vieles entschädigt.

Mittwoch:
Mit einem 80 Grad heißen Motor auf der einen Seite und einem glühenden Backofen in der Pantry davor wird die Navi zur Sauna und ich stelle den Ventilator auf. Nach dem Frühstück füllen wir die Dieselkanister in den Haupttank, dann packt uns alle die Arbeitswut. Brigitte wischt das Salz vom Holz, Heinz und Stephan schruppen das Teakdeck.

Ich schmiere das Ruder ab, überprüfe Bolzen, spanne den Keilriemen vom Autopilot und die Kette des Steuerrades. Letzteres treibt mir endgültig den Schweiß auf die Stirn, denn im Maschinenraum sind Saunatemperaturen. Ich suche mir danach andere Arbeiten, wechsle Schalter aus und repariere die Antenne. Eine herrliche Dusche ist der Lohn dieser Mühsal. So erfrischend die Dusche ist, ich habe den Eindruck noch während ich nass bin, zu schwitzen. Der Abend endet mit einer "Wine und Cheese" Party.

Donnerstag 29.08.91
Palma rückt nun in greifbare Nähe und Formentera kann auf über 28 sm auf dem Radar ausgemacht werden. Der Wind treibt seine üblichen Spielchen mit uns, fünf Mal wird der Motor an und aus gemacht an diesem Tag, nun am Vortag waren es 11 Mal, wenn das kein Fortschritt ist.

Ich gehe eine lange Nachtwache, bringe das Logbuch auf den neusten Stand, schreibe und suche nach Gustavs Fehler, den ich am Morgen durch Zufall finde. Der Ventilator liegt in der Nähe von Gustavs Kompass und bringt ihn durcheinander. (für Unwissende, Gustav ist unser Autopilot)

Der Tag wird schon früh warm und Heinz beginnt zu leiden bei 31 Grad Lufttemperatur und 75% Luftfeuchte.

Gegen 1700 erreichen wir den "Club de Mar", besuchen die Bar, duschen und fahren mit Mietwagen zur Stadt, essen beim Italiener und gehen anschließend ins Abbaco.

Stunde später wieder an und so weiter. Dabei klettern die Temperaturen von 25 Grad Luft und Wasser um 0400 Uhr morgens, auf 30 Grad Luft und 27 Grad Wasser abends um 2200 Uhr. Die Luftfeuchtigkeit liegt dabei um 80 %‚ die Sicht ist deshalb meist auf 2 sm begrenzt. Heinz beginnt arg unter der Hitze zu leiden. Er ist froh, dass unser Sonnensegel auch während des Segelns steht und er mit dem Seewasserdrucksystem an Deck häufiger mal eine Dusche nehmen kann. (Bei Motoren wird dies als Seewasserkühlung bezeichnet)

Stephan und ich basteln ein wenig. Die l2Volt-Steckdose in der Messe ist verrottet und muss getauscht werden, eine Arbeit die den Skipper bei der Wärme begeistert, da die Arbeit im Schrank stattfindet und sich alles gegen ihn verschwört. Erst ein "Anti-Frust-Drink" klärt die Situation. Dann ist die neue Steckdose, die gerade an Bord gekommen ist nicht zu finden,— wer sucht denn auch dort wo sie hingehört?

Freitag
Heinz und Brigitte gehen Einkaufen, ich klariere auf und bastle mit Stephan.

Zusammen wischen wir das Schiff mit Süßwasser durch. Am Abend dann Essen in der Altstadt  nach mallorcinischer Art.

Im Club erleben wir noch die Auseinandersetzung von einigen Engländer mit Spaniern. Heinz und Brigitte erleben das Ende der Schlacht vom Schiff aus und sehen wie unser Mietauto demoliert wird.

Samstag

Den letzten Tag auf Mallorca verbringen wir mit einer Rundfahrt über La Granja und Andraix.

Den Abschluss findet die Reise am Abend beim Capt.Dinner im Clubhaus. Ob der anschließendem Disco Besuch von Stephan und Detlef unbedingt so exzessiv hätte sein müssen, ist fraglich. Jedenfalls sehen die "Zwei" am nächsten Morgen nicht mehr so frisch aus wie sonst.

Sonntag:
Über den Morgen wollen wir nicht viele Worte verlieren.

Es bleibt noch der Rückflug nach Hamburg und viele Erinnerungen.

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